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Wikingerfeste im Nirgendwo

Nach fast endlos erscheinender Fahrt durch eine Mondlandschaft sehen wir von weitem einige Häuser am Horizont erscheinen. Da muss wohl unser Campingplatz liegen. Als wir näher kommen stehen vor den wenigen rustikal archaisch aussehenden Häusern eine Menge großer schwerer Geländewagen und noch mehr Menschen, die umherlaufen. Unser Tempo drosselnd halten wir Ausschau nach dem Campingplatz. Wir können eine Wiese ausmachen, die der Zeltplatz sein könnte. Unsicher haltend erkennen wir an der Gaststätte ein Schild „closed“. Wir fahren weiter. An der Kreuzung zur Hauptstraße, im Nirgendwo ein kleines Lokal. Wir beschließen dort nach dem Camping zu fragen, worauf uns die ältere Dame zurückschickt und uns den Platz dort empfiehlt.

Zurück gehen wir zielstrebig an allen Leuten vorbei, das „closed“ Schild ignorierend in die Gaststube und fragen nach dem Campingplatz. Kein Problem, die beim Vorbeifahren ausgespähte Wiese ist der Campingarea. Wir sind die Einzigen und beziehen den wohl gradesten Platz. Als erstes inspizieren wir unser neues zu Hause auf Zeit. Toilettenhäuschen, Abwaschzeile, Dusch- und Waschräume… Das stellte sich alles schnell als sehr sparsam heraus. Toilette verstopft, Abwaschen unter freiem Himmel, Waschräume nicht vorhanden. Da ist zumindest meine Schmerzgrenze erreicht. Also wagte ich mich nochmal ins Gasthaus, um zumindest das Toilettenproblem zu besprechen. Kurze Zeit später fuhr ein mächtiger Geländewagen vor, das Problem wurde mit Gerätschaft im Handumdrehen behoben, neues Toilettenpapier angehängt und fertig. Aus unserem Auto konnten wir das nun hautnah mitverfolgen. Auf meine Frage nach einer Küche wurde mir ein erdnahes Häuschen gezeigt, ah, das hatte ich bisher noch gar nicht wahrgenommen. Auf unserer Inspektion fanden wir uns in einer aus der Wikingerzeit nachgearmten Küche wieder, ohne Tageslicht und rustikalem Mobiliar. Da fiel uns die Entscheidung leicht. Kochen und Waschen im Bus. Kurzentschlossen nutzten wir auch die beheizte Toilette des Gasthauses. Gegen Abend leerte sich das Gasthaus, nur einige Gäste blieben zur Nacht in den rustikalen Häuschen. Die Nutzung des WiFi und die isländische Atmosphäre stimmten uns mit der Wikingerfeste im Nirgendwo versöhnlich.

P.S. In unserem Reiseführer wird an dieser Stelle auf Fjalladhyrd, der höchste Bauernhof Islands verwiesen. Mit der Anmerkung, vielleicht kommt Frodo Beutlin, aus „Herr der Ringe“ gleich um die Ecke.

Die Kurzschnabelgänse haben es in diesem Jahr mit ihrem Nachwuchs schwer. Es ist viel zu lange kalt geblieben und die Gräser wollen noch nicht wachsen.
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